Aktuell: Im Schuljahr 2019/2020 wurde unser Trainingsprogramm erfolgreich an zwei Grundschulen in Niedersachsen eingesetzt. Nach einem dynamischen Start an den Schulen erlaubte die Flexibilität der Methode während der Corona-bedingten teilweisen Schulschließungen einen unkomplizierten Wechsel ins Hometraining.
Erste Auswertungen zeigen die positive Unterstützung der Orthografiefertigkeiten von Kindern mit sehr starken Rechtschreibauffälligkeiten als auch die hohe Akzeptanz und positive Bewertung der Handhabbarkeit des Programmes.
Derzeit findet ein weiterer Einsatz an zwei Grundschulen in Lübeck statt.
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Im Rahmen der Studie unterscheiden wir zwischen Kindern, die durchgängig mit unserem Programm gearbeitet haben (Trainingsgruppe) und den Kindern, die aufgrund des Corona-bedingten Wechsels kaum mit unserem Tablettraining in Berührung gekommen sind (Kontrollgruppe).
Trainingsgruppe gesamt:
- n = 23
- 16x 20 Minuten Fördereinheiten in ihren individuellen Trainingsschwerpunkten
Kontrollgruppe gesamt:
- n = 36
- im Durchschnitt weniger als eine Übungseinheit absolviert
In Bezug auf die Rechtschreibentwicklung gibt es zum einen eine signifikante Steigerung über alle teilnehmenden Kinder. Zudem zeigt die interferenzstatistische Auswertung einen signifikanten Mehranstieg der Trainingsgruppe (Kinder mit starken Rechtschreibschwierigkeiten ermittelt anhand des Ausgangswertes zu Beginn der Studie von Prozentrang ≤16 im Deutschen Rechtschreibtest Deret 2+ bzw. 3+, Stock / Schneider, 2008) im Vergleich zur Kontrollgruppe vom Prä- zum Posttest, d.h. die Kinder der Trainingsgruppe mit sehr starken Rechtschreibschwierigkeiten (n = 14) haben sich in ihren Rechtschreibleistungen signifikant stärker verbessert als die Kontrollgruppenkinder (n = 27).
In dem Abschlussfragebogen wurde die Integrierbarkeit der Übungsmethode in den Alltag, die Verständlichkeit sowie die Möglichkeit des selbstständigen Arbeitens mit dem Tablet seitens der Kinder, der Eltern und der Lehrenden sehr positive bewertet.
Integrierbarkeit:
- Jeweils ≥ 80% der Bewertungen mit „gut“ oder „sehr gut“.
Verständlichkeit / Selbstständiges Arbeiten:
- Jeweils ≥ 90% der Bewertungen mit „gut“ oder „sehr gut“.
Gegenwärtig sind wir mit der erweiterten Auswertung der erfassten Daten befasst.
HOT-T: Handschriftliches Orthografie-Training auf dem Tablet
Digitale Trainingsmethode zur individualisierten Förderung der Rechtschreibung in heterogenen Lernkontexten. Sie unterstützt dabei ein motivierendes, selbstverantwortliches Lernen im Dialog mit den begleitenden Lehrpersonen.
Abb. 1: Hauptaspekte unseres „HOT-T“-Programm
Der bidirektionale Austausch mit unserer Datenbank erlaubt ein individualisiert adaptives Lernen, das auch Tablet-übergreifend realisiert werden kann. Das Training ist für alle Schüler*innen mit Schwierigkeiten im Bereich des Lesens und Schreibens vorgesehen.
Das handschriftliche Rechtschreibtraining auf dem Tablet ermöglicht eine direkte Rückmeldung zur Korrektheit der geschriebenen Wörter. Mit dieser Methode soll einer Festigung fehlerverursachender Gedächtnisrepräsentationen entgegengewirkt und eine Erhöhung der Fehlersensitivität erreicht werden.
Eine adaptive, motivierende Lernumgebung gewährleistet ein dem individuellen Fertigkeitsstand kontinuierlich angepasstes Üben. Nach Rechtschreibbesonderheiten kategorisierte Wörter werden im Satzkontext mit visueller Unterstützung diktiert.
Neben der individualisierten Rechtschreibförderung sind mit einer größeren Verbreitung der Aufbau eines Datenpools zur langfristigen Betrachtung von Fehlerprofilen im Lernverlauf und eine Weiterentwicklung der Forschung zur Orthografieentwicklung vorgesehen.
Zum bisherigen Verlauf des Gesamtprojektes:
In den ersten beiden Projektphasen bis Ende 2016 wurde der Einfluss verminderter Wortfehlschreibungen auf die Rechtschreib- und Leseleistung von Wörtern bei LRS-Kindern im Grundschulalter sowie die Erhöhung ihrer Fehlersensitivität untersucht. Eine erste Programmerweiterung wurde bis Mitte 2018 realisiert. Das Gesamtvorhaben bestand aus zwei Teilprojekten (A & B).
Schwerpunkt des Teilprojekts A war die Untersuchung der trainingsabhängigen Entwicklung neuraler Grundlagen von Fehlersensitivität bei der Verarbeitung von Rechtschreibfehlern mit Hilfe ereigniskorrelierter Hirnpotentiale. Dieses Projekt wurde unter Leitung von Prof. Dr. Thomas F. Münte am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Neurologie in Lübeck, durchgeführt.
Ziel des Teilprojektes B bestand in der Entwicklung eines Tablet-basierten Rechtschreibprogrammes mit handschriftlicher Eingabemöglichkeit. Dieses Projekt wurde unter Leitung von Prof. Dr. Alfred O. Effenberg an der Leibniz Universität Hannover, Institut für Sportwissenschaft, durchgeführt. Die Tablet-basierte Übungsmethode wurde auf Anwendbarkeit und Effektivität getestet. Hierfür haben 21 Kinder der zweiten bis Anfang fünften Klasse mit Lese- und Rechtschreibstörung über vier Wochen vier Mal wöchentlich für je 20 Minuten zu Hause selbstständig mit dem Tablet geübt.
Eine umfassende Programmerweiterung diente der Vorbereitung, unsere Tablet-gestützen Lernmethode im Schuljahr 2019/2020 an ersten Grundschulen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein einzusetzen, um die Anwendung der Methode in der Schulpraxis genauer zu erproben.
Das Gesamtvorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und ist der Forschungsinitiative „Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten“ im Kontext des BMBF-Rahmenprogramms zur Förderung der Empirischen Bildungsforschung zugeordnet.
Für weitere Informationen können Sie sich gerne an die Projektmitarbeiterin Frau Dr. Nicole Mühlpforte wenden.
Kontakt
Dr. Nicole Mühlpforte
nicole.muehlpforte@sportwiss.uni-hannover.de
0511/762-17290
0174/4634191
Projektleitung – Teilprojekt B:
Leibniz Universität Hannover
Institut für Sportwissenschaft
Prof. Dr. Alfred O. Effenberg
Prof. Dr. med. Thomas F. Münte
Projektmitarbeiter – Teilprojekt B:
Dr. Nicole Mühlpforte (Hannover)
Dr.-Ing. Tong-Hun Hwang (Hannover)
Projektleitung – Teilprojekt A:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Klinik für Neurologie
Prof. Dr. med. Thomas F. Münte
Projektmitarbeiter – Teilprojekt A:
Dr. Marcus Heldmann
Kooperationspartner
Leibniz Universität Hannover:
Computational Health Informatics
Prof. Dr.-Ing. Gabi v. Voigt
Svetlana Ovcharenko
Jan Matschke
Dr. Daniel Lückehe
Leibniz Universität Hannover:
Institut für Informationsverarbeitung
Prof. Dr.-Ing. Bodo Rosenhahn (Hannover)
Projektunterstützung
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Forschungsbereich
Dyslexie, Multisensorische Integration, Embodied Education